Das ist eine DER klassischen Ideen der lösungsfokussierten Kurzzeittherapie (Die andere Seite der Medaille heißt dann: Wenn etwas nicht funktioniert, höre auf damit). Warum soll es helfen, mehr davon zu machen, was funktioniert? Das hat viele Gründe, und nicht alle davon sind erforscht. Die Erfahrung zeigt, dass es Menschen besser gehen kann, wenn sie mehr von dem machen, was funktioniert. Hier ein paar Gründe, die mir dazu einfallen. Weil es Spaß machtIrgendwie wissen wir es ja. Dinge, die uns Spaß machen, tun wir lieber. Wir tun sie öfter als andere Dinge. Wir beschäftigen uns mehr damit. Dadurch können wir diese Dinge besser als andere, sie fallen uns leichter. Je größer der Anteil an Dingen in unserem Leben ist, die wir gerne tun, desto besser. Weil es manchmal um "Quick Wins" gehtQuick Wins - das sind die kleinen oder großen Erfolgserlebnisse, die Blumen am Wegesrand der Veränderung. Wenn man etwas verändern will, dann braucht man diese Erfolgserlebnisse. Dinge zu tun, die funktionieren, die also etwas mehr von dem Erleben bringen, das man gerne hätte, ist der Treibstoff, mit dem man die Veränderung leichter erreichen kann. Man kann in schwierigen Situationen Kraft schöpfen und schafft es, die Mundwinkel ein wenig nach oben zu bewegen. Das brauchen wir alle! Weil wir so die Zukunft ein wenig zu uns holenDamit meine ich, dass wir die Zukunft als das sehen, was wir gerne hätten. Wir wären vielleicht gerne sportlicher, würden uns gerne mehr Zeit für uns selbst nehmen, gingen Schwierigkeiten mit anstrengenden KollegInnen im Beruf leichter aus dem Weg, ... Und in manchen Situationen, in ganz kleinen, gelingt uns das. Das ist die Essenz von "mehr von dem, was funktioniert". Zum Beispiel hat die anstrengende Kollegin ganz erstaunt geschaut, als ich ihr freundlich einen "Guten Morgen" gewünscht habe, und war dann zumindest am Vormittag erträglicher. Hat funktioniert. Morgen mache ich das wieder. Und ich habe zwar noch nicht das Trainingsprogramm für den Triathlon fertig, gestern bin ich aber den Weg von der U-Bahn nach Hause zu Fuß gegangen, anstatt mit dem Bus zu fahren. Hat funktioniert. Morgen mache ich das wieder. Vielleicht bekomme ich ja dann Lust darauf, einmal eine U-Bahn Station auszulassen ... Und schon haben wir die Zukunft, also das was wir erreichen wollen, ein Stück in unsere Gegenwart geholt. Damit zeigen wir uns selbst, dass es möglich ist, das zu erreichen was wir wollen. Viel Spaß mit dem Einfangen der Zukunft!
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Die neue Ballettlehrerin und die BrückeMeine Tochter hat eine neue Ballettlehrerin bekommen. Die Dame kommt vom russischen Staatsballett und hat andere Ansprüche an ihre Elevinnen als die Lehrerinnen in den Jahren davor. Plötzlich ist der Spagat – in alle Richtungen (was auch immer das bedeutet) – gefragt. Und die Brücke aus dem Stand. Und das in zwei Wochen. Und plötzlich liegt erstmals die Sportmatte bei uns im Wohnzimmer und meine Tochter übt die Brücke. Aus dem Stand. Nach hinten. Und dann wieder aufstehen. Es fällt ihr schwer. Es macht keinen Spaß. Wer das nicht glaubt, möge es selbst probieren!
Und trotzdem, sie übt diszipliniert. Heute gehe ich das erste Mal wieder auf die Uni, um zu lernen. An die 25 Jahre ist es schon her ...
Ich bin nervös. Warum tue ich mir das an? Ich habe vier Jobs, eine Familie, die mich gerne mehr sehen würde. Was treibt mich also an? Was treibt dich an, Dinge zu tun, die auf den ersten Blick „zu viel“ erscheinen könnten? Darauf gibt es nicht nur eine Antwort. Einen Ansatz findest du übrigens hier auf der Homepage: Das Reiss Profil. Es gibt Antworten auf die Frage nach den Motiven, die uns bestimmen. Natürlich spielt auch der Kontext eine Rolle - nicht jeder Mensch, der viel arbeitet oder viel auf sich nimmt, macht das auch gerne. Es wäre zynisch, das anzunehmen. Manchmal gibt es einen einfachen Grund: Es muss einfach sein. In meinem Bild von der Arbeitsweise des Gehirns sieht das so aus: Es gibt viele, viele Anteile in uns, ganz eigene Persönlichkeiten, die ihren Willen durchsetzen möchten. Da gibt es vielleicht jemanden, der gerne besonders viel lernen will (das ist der, der bei mir sehr oft das letzte Wort behält). Und dann gibt es jemanden, der diesen Einen rügt, weil er sich gerne mehr um die Familie kümmern möchte. Und einen Weiteren, der meint, dass ja schließlich die Gesundheit das höchste Gut ist, und der sich Sorgen macht. Alle zusammen schreiben die Geschichte meines Lebens. Hilfreich finde ich, diese Anteile zu würdigen und anzuerkennen, dass sie wichtige Dinge zu sagen haben. Loswerden kann man sie sowieso nicht, und eines ist gewiss - wenn man sie nicht würdigt und versucht, sie zu unterdrücken oder loszuwerden, werden sie sich stärker und vehementer melden! Sich mit ihnen zu beschäftigen kann einfach sein: "Ich merke, du meldest dich. Du passt darauf auf, dass wir alle gesund bleiben. Ich danke dir für deine wertvolle Rückmeldung." Um dann aber auch klar zu stellen, dass du momentan wie ein Dirigent die Aufgaben in deinem inneren Orchester (oder Team) verteilst. So wie die Flöten nicht immer dran sind, aber im richtigen Moment eingesetzt die besten Harmonien ermöglichen, so kann auch jeder innere Anteil seine Zeit haben. Und du als Dirigent sagst ihm das auch: "Jetzt gerade möchte ich gerne auf die Uni gehen, weil mir das auch besonders wichtig ist. Ich komme später gerne auf dich zurück." Ich wünsche dir viel Spaß beim Ausprobieren! In einem Buch von Viktor Frankl fand ich ein Vorwort von Konrad Lorenz. Lorenz schreibt:
„Die Reflexion aber ist eine konstitutive Eigenschaft des Menschen, sie ist ein Menschenrecht, …“ |
Thomas
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